
Der Winter entspricht “Wasser”, einem der fünf Wandlungsphasen in der daoistischen Philosophie. Mit dem Wort “Wasser” beschreibt man Tendenzen wie das Fließen zum Sammelbecken, Rückkehr zum niedrigsten Energieniveau, Zurückziehen, Speichern, Ruhen, Verbergen, Aufbewahren usw. All dies beschreibt man auf Chinesisch mit dem Begriff “Cang” 藏, wörtlich übersetzt “Verbergen” oder “Sammeln”.
Der Kern der chinesischen Philosophie zur Gesundheitspflege ist die Harmonie des Menschen mit dem Kosmos. Ein Mensch ist ein Mikrokosmos. Zwischen diesem Mikrokosmos und dem Makrokosmos findet ein ständiger Stoff-, Energie- und Informationsaustausch statt. Dieser Austausch ist keine freie Diffusion entlang des Konzentrationsgradienten, sondern wird durch diverse in biologischen Membranen integrierte Moleküle (Kanäle und Pumpen) kontrolliert. Nur wenn dieser Austausch harmonisiert abläuft, wird ein dynamischer, aber stabiler Gleichgewichtszustand erreicht. In der chinesischen Medizin spricht man dann von “Tian Ren He Yi” 天人合一, d.h. der Einigung des Menschen mit dem Himmel. In diesem Zustand lebt der Mensch im Einklang mit der Natur und fühlt sich wohl. Es herrschen innere Freude, klare Vitalität und ausreichende Energie. Alle Stoffwechselprozesse laufen geregelt und planmäßig ab, alle physiologischen Indizes befinden sich im optimalen Bereich.
Wenn aber der Stoff-, Energie- und Informationsaustausch zwischen dem Menschen und dem Kosmos gestört ist, treten in der Anfangsphase diverse kranke Erscheinungen auf, wie Depression, Nervosität, Unruhe, Zorn, Aggressivität, Schmerzen usw. Diese “Krankheiten” – funktionelle Störungen – hinterlassen nicht immer Spuren, die anhand von Laboranalyse und Gerätediagnostik zu erkennen sind. Deswegen spricht man von einem pseudogesunden Zustand. Ein Spruch der chinesischen Medizin sagt: Stau bedingt Schmerz. Gegen diese Beschwerden ist die Schulmedizin oft hilflos.
Der Mensch ist ein äußerst kompliziertes Lebewesen. Das Thema der Gesundheit ist deswegen von astronomischer Komplexität. Nun konzentrieren wir uns nur auf Außenfaktoren, die unsere Gesundheit auf drei Ebenen beeinflussen:
- Material — Lebensmittel, Wasser und Luft
- Energie — Strahlung, Wärme, Wind
- Information — Signale von Mitmenschen, Tages- und Jahreszeitenwechsel, Naturereignisse, phänologische Zeichen usw.
Menschen reagieren auf alle diese Faktoren. Die grundlegende Voraussetzung der Gesundheitspflege ist die richtige Antwort auf diese Faktoren, bewusst oder auch unterbewusst. Die Bildung der Fähigkeiten zur richtigen zeitlichen und räumlichen Reaktion auf Umweltfaktoren ist die wichtigste Aufgabe der Gesundheitspflege der heutigen Menschen in der modernen Gesellschaft.
Winter ist charakterisiert durch Kälte und Ruhe. Alles läuft langsamer, auch die Physiologie in unserem Körper. Es ist dunkel, alles konzentriert sich, ist gefroren, fixiert und gespeichert. Tiere ziehen sich in Höhlen zurück und begeben sich in den Winterschlaf. Aus Sicht der Quantenphysik wird die “heiße” Energie “abgekühlt” und in kompakte kalte Masse umgewandelt. Alles schlägt in größeren Wellenlängen und niedrigeren Frequenzen. Die Yin-Kräfte dominieren und haben alles im Griff. All dies ist mit einem einzigen Zweck verbunden – der Vorbereitung auf den nächsten Lebenszyklus, der im folgenden Frühjahr mit dem “Aufwachen” der Yang-Kräfte beginnt.
Wie sollte man in der Winterzeit gesund leben? Pflanzen und Tiere machen uns ein Vorbild. Wir sollten uns mental und im alltäglichen Leben rechtzeitig auf Winterzeiten einstellen, damit unser Mikrokosmos mit dem Makrokosmos in Einklang gebracht werden kann.
Mentale Umstellung
Gedanklich zieht man zurück aus der regen und lebhaften Welt des vergangenen Sommers und Herbstes. Man konzentriert sich auf das hier und heute, bewahrt Ruhe. Man ist so zufrieden, als ob man einen Schatz seit langem leidenschaftlich erstrebt und nun endlich bekommen hat. Man versteckt diesen Schatz und wartet auf die perfekte Gelegenheit ihn wieder hervorzuholen. Die Vorstellungskräfte werden zurückgeschraubt, kreative Arbeiten werden vorübergehend eingefroren und langfristige Planungen werden gedanklich auf Eis gelegt.
Umstellung des Alltäglichen Lebens
Man geht früher ins Bett und steht später auf. In der Winterzeit sollte man länger schlafen. Wir ziehen uns warm an und vermeiden möglichst extreme Kälte. Auch andauernde und anstrengende sportliche Tätigkeiten im Freien sollten reduziert werden. Alle Yang-Kräfte verbrauchende Tätigkeiten wie das Sexualleben werden im Winter zurückgefahren. Man sollte die Samen im Winter aufbewahren und mit dem Aussäen auf den kommenden Frühling warten.
Umstellung der Ernährung
In der Winterzeit ist der Funktionskreis “Niere” (orbis renalis) in der TCM aktiv und “amtierend”. Die “Niere” (nicht im anatomischen Sinne, sondern nach traditioneller Bezeichnung in der TCM) ist der Sitz der angeborenen Konstitution und speichert das Erbgut und Essenz von den Eltern. Deswegen ist der Nierenkreis im Winter besonders zu schonen und zu schützen.
Der Geschmack “salzig” hat einen engen Zusammenhang mit dem Nierenkreis. Eine möglichst niedrige Belastung durch Salz ist vor allem im Winter gesund. Der Geschmack “bitter” hat aber eine unterstützende Wirkung auf den Nierenkreis.
- Für Menschen mit normaler Konstitution gelten Yin-Kräfte ergänzende und Yang-Kräfte schonende Lebensmittel mit relativ hohen Kalorien im Winter als gesund. Diese sind z. B. Getreide, Lamm-, Rind- und Rehfleisch, Schildkröten, Schnittknoblauch (Allium tuberosum) usw.
- Für diejenigen, die unter Qi-Mangel leiden, sind Ginseng, Dioscorea (Yamswurzel), Astragalus (Tragant), Codonops (Glockenwindenwurzel), Lotossamen usw. besonders geeignet.
- Für Menschen, die Blut-Mangel haben, werden Mu-Erh (Morcheln/Judasohr), Angelicae sinensis radix (Engelwurz), Jujubae fructus (chinesische Dattel), Litschi, Lammleber, usw. empfohlen.
- Wer unter Blutstauung leidet, sollte Persicae semen (Pfirsichsamen), Carthami flos (Saflorblüten), Chuangxiong rhizoma (Szechuan-Liebstöckelwurzelstock), Anglicae pubescentis radix usw. zu sich nehmen.
- Gegen Qi-Stauung sind Citri reticulatae pericarpium (Mandarinenschalen), Citri sarcodactylis fructus (Buddhahandfrüchte), Cyperi rhizoma (Nussgraswurzelstock) usw. angesagt.
- Wer von pathogenen Schleimen und Feuchtigkeit belastet ist, kann dann mehr Möhren, Coicis semen (Hiobstränensamen), Euryales semen, Zwiebeln usw. im Winter essen.
Umstellung der Sportlichen Aktivitäten
Bei gutem, sonnigen Wetter sollte man spazieren gehen. Frische Luft und das Freie können eine gute Abwechselung zu trüben und dunklen Innenräumen bieten. Aber die Aktivitäten im Freien sollten bei drastischen Wetterbedingungen wie stürmischem Wind, Schnee oder dickem Nebel und extremer Kälte vermieden werden. Anstrengende Wintersportarten wie Skilaufen, Winterschwimmen sind aus Sicht der TCM nicht gesundheitsfördernd. Ebenso ungesund ist ein Winterurlaub in Regionen mit sommerlichen Verhältnissen und umgekehrt Sommerurlaub in Regionen mit winterlichen Verhältnissen, da unser Körper mit einer plötzlichen Umstellung der Umweltfaktoren überfordert und verwirrt ist. Eine Unterbrechung der laufenden physiologischen Prozesse und damit eine gestörte biologische Uhr sind gesundheitsschädlich.

Fazit
Gesundheitspflege bedeutet Wertpflege. Wer auf Gesundheit achtet, Naturregel respektiert und dem Naturgesetz entsprechend mit Konsequenz lebt, ist und bleibt gesund.
Angesichts der hektischen Anforderungen eines modernen Lebens mag es schwierig sein, sich an manche dieser Tipps zu halten. Die moderne Gesellschaft ist in vielerlei Hinsichten nicht auf eine saisonale Anpassung unseres Aktivität-Pensums ausgelegt. Dennoch können wir versuchen uns in kleinen Schritten auf die Ruhephase “Winter” einzustellen. Der bekannte “Frühjahrsputz” ist aus guten Gründen erst im Frühjahr. Die TCM erlaubt es uns ein wenig “fauler” zu sein in der kalten Jahreszeit.
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- 15 g Glockenwindenwurzel
- 15 g Traganthwurzel
- 4 g Engelwurz
- 12 g Gojibeeren
- 10 Stk. Chinesische Datteln
- 7 Stk. Drachenaugenfrüchte
Dieser Tee kann vor allem im Winter Nierenfunktion und Yang-Kräfte stärken, Yin-Kräfte unterstützen, “Blut” ergänzen, die Milzfunktion verbessern und Schlaf fördern.
Alle Zutaten mit ca 1 Liter kochendem Wasser aufbrühen und 10 bis 15 min ziehen lassen vor dem Trinken. Die Kräuter können weiter in der Kanne bleiben und mehrmalig aufgegossen werden.