Klebreis-Congee mit Glockenwindenwurzel und roten Datteln


Vera Splinter ist Diplom Oecotrophologin und seit 1999 auf die Ernährung der Chinesischen Medizin spezialisiert.
Sie arbeitet freiberuflich im eigenen Büro in Neuss und bietet Einzelberatungen, Vorträge, Seminare und Videotutorials an. Die Ernährungstherapie erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Therapeuten, die auf Chinesische Medizin spezialisiert sind.
Ein Arbeitsschwerpunkt ist die Erstellung von therapeutischen Kochrezepten, die alltägliche Lebensmittel mit chinesischen Heilkräutern vereinen, um eine zielgerichtete Intervention mittels Ernährungstherapie zu ermöglichen.

Weitere Infos, Anleitungen, Videos und vieles mehr gibt es auf www.tcm-splinter.de

Dieses Congee vereinigt die beiden Qi-Tonika Glockenwindenwurzel (“Dang Shen“, Codonopsis radix) und Rote Dattel (“Da Zao“, Jujubae fructus) zu einem milden Stärkungsmittel mit leicht süßem Geschmack. Der Energy Food mit langjähriger TCM-Tradition bietet sich in Phasen mit erhöhter geistiger oder körperlicher Leistungsanforderung an ebenso zur Rekonvaleszenz nach erschöpfender Krankheit. 

Wirkung nach der Chinesischen Medizin

Aus Sicht der Chinesischen Medizin entsteht aus der Kombination der Qi-tonisierenden Zutaten ein mildsüßes Congee. Es wirkt Qi– und Blut-nähernd, wärmend und leicht befeuchtend, es eignet sich besonders gut als Frühstück. Aufgrund des wärmenden Charakters wird es in der kalten Jahreszeit und von Menschen mit Kältegefühl als wohltuend empfunden.

Klebreis ergänzt und wärmt die Mitte, stärkt das LungenQi und festigt den Stuhl bei Neigung zu breiigem Stuhl in Folge von MilzQi-Schwäche.1

Glockenwindenwurzel (“Dang Shen“, Codonopsis radix) tonisiert das Qi und stärkt die Transport- und Transformationsfunktion der Mitte. Es wird u.a. eingesetzt bei einem Qi-Mangel, der mit Müdigkeit, Appetitmangel, Schwächegefühl in den Extremitäten und Neigung zu breiigem Stuhl einher geht. Darüber hinaus stärkt Dang shen das Qi der Lunge, nährt das Blut und fördert die Bildung von Körpersäften.²

Rote Dattel (“Da Zao“, Jujubae fructus) ist eine geschätzte Zutat in der Kräutertherapie und der chinesischen Diätetik. Die mildsüßen getrockneten Früchte tonisieren die Mitte und stärken deren Transport- und Transformationsfunktion. Wie Glockenwindenwurzel wird Rote Dattel bei Qi-Mangel-Zuständen empfohlen. Darüber hinaus nährt die Rote Dattel das Blut und beruhigt den Shen.³

Bei einer Schwäche der Mitte mit Völlegefühl nach den Mahlzeiten und Neigung zu Blähungen empfiehlt sich die Zubereitung von Variante 1. Die Kombination mit gedünstetem Obst im Vergleich zu rohem Obst erhöht ebenfalls die Bekömmlichkeit des Congees.  

Brauner Rohrzucker wird traditionell als Mitte stärkende Zutat in der TCM bei tonisierenden Rezepten geschätzt. Auch heute noch ist sein Einsatz berechtigt bei Auszehrung oder starker Erschöpfung.

Kontraindikation

Klebreis ist ungeeignet bei einer Ansammlung von Hitze und NässeSchleim. Bei ausgeprägter MilzQi-Schwäche wird er aufgrund seiner schwereren Verdaulichkeit nur in kleinen Mengen empfohlen.1

Glockenwindenwurzel ist ein mildes Kraut, dennoch sollte es bei Fülle-Hitze mit Vorsicht eingesetzt werden.²

Rote Dattel und Brauner Rohrzucker befeuchten durch ihren süßen Charakter und sind bei einer Ansammlung von Nässe/Schleim, sowie bei Hitze nur in geringen Mengen empfehlenswert.

Bei der Zugabe von Obst wird durch die Obstauswahl und die Zubereitung (roh – gedünstet) die thermische Wirkung des Congees beeinflusst. Darüber hinaus erfolgt durch das Obst eine Betonung der befeuchtenden Wirkung.

In der Schwangerschaft empfiehlt es sich vor dem Konsum Rücksprache mit einem Arzt oder TCM-Therapeuten zu nehmen.

Anwendung

1 x täglich, mehrmals pro Woche, bevorzugt als Frühstück
Wir empfehlen die Anwendung als Kur über ca. 3 Wochen, ggf mehrmals pro Jahr.

Wusstest Du schon…

Die große Anzahl an verschiedenen Reissorten die weltweit angebaut werden, kann schon mal verwirren. Klebreis zeichnet sich durch einen hohen Amylopektin-Anteil in der Stärke des Korns aus, der die Reiskörner beim Garen vollständig miteinander verkleben lässt – noch stärker als beim Rundkornreis. Die im englischen Sprachraum übliche Bezeichnung Glutinous rice weist lediglich auf die klebrige Konsistenz des gekochte Reis hin, denn auch Klebreis ist frei von Gluten.
Aus Sicht der Chinesischen Medizin stärkt Klebreis die Mitte, er gilt als gute Quelle für Nahrungs-Qi und wird u.a. bei breiigem Stuhl durch Verdauungsschwäche empfohlen. Energetisch ist er wärmer als die bei uns verbreiteten Rundkornreissorten wie Milchreis oder Risottoreis. Im Vergleich zu diesen ist der Klebreis etwas schwerer zu verdauen, was sich bei Menschen mit einer Schwäche des Verdauungssystems u.U. durch Völlegefühl bemerkbar macht. Es empfiehlt sich dann das vorgestellte Rezept mit einem Rundkornreis zuzubereiten.

党参大枣糯米粥
Klebreis-Congee mit Glockenwindenwurzel und Roten Datteln

Zutaten für eine Portion

optional

  • 1 EL gehackte Nüsse
  • 75 g reifes Obst der Saison
  • 1-2 TL brauner Rohrzucker

Zubereitung

Variante 1

  • Aus der Glockenwindenwurzel und 200 ml Wasser einen Sud kochen.
  • Abseihen, die Flüssigkeit auffangen.  Reis und grob zerkleinerte Rote Dattel in die Flüssigkeit geben, aufkochen (nicht umrühren) und bei kleiner Hitze im geschlossenen Topf 20 Minuten quellen lassen.

Variante 2

Bei der Zugabe von Obst

  • In mundgerechte Stücke schneiden
  • Entweder die letzten 5 Minuten auf den Reis geben und dünsten
  • Oder bei reifem Obst dieses direkt zum gekochten Congee servieren

Portionsweise Ghee, Butter oder Leinöl vor dem Verzehr ans Essen geben, um eine anhaltende Sättigung zu fördern.

Die gehackten Nüsse versorgen den Körper mit hochwertigen Ölen, tragen zur anhaltenden Sättigung bei und verbessern die Proteinzufuhr.

Ggf. vor dem Servieren den Rohrzucker an das Congee geben.

Das Rezept kann in der dreifachen Menge zubereitet werden. Im Kühlschrank gelagert wird es portionsweise erhitzt, möglichst nicht in der Mikrowelle.
Bitte die Portionsgröße an den persönlichen Appetit anpassen.

Quellen

1 Engelhardt, Hempen, Chinesische Diätetik, Urban & Fischer, 2002 S. 32
2 Chen, Chen, Chinesische Pharmakologie I, Verlag systemische Medizin, 2012 S. 873
3 ebenda S.870