Ginseng hat die Welt unserer Gesundheitspflege so stark beeinflusst wie kaum eine andere Pflanze.
Ginseng heißt auf Chinesisch 人参 “Ren Shen” – Menschenwurzel, da uns die Form der Wurzel an eine menschliche Figur erinnert. Gemäß der Signaturenlehre glaubt man wegen dieser menschlichen Gestaltung der Wurzel, dass der Ginseng besondere Kraft zugunsten von Menschen besitzen muss. Es ist leicht nachvollziehbar, dass die Böden 10 Jahre lang nach dem Ginseng Anbau kaum fruchtbar sind, da die Kräfte der Natur von den Wurzeln ausgelaugt sind.
Die mehrjährige und krautige Pflanze Panax ginseng C.A. MEY. ist in Nordostchina und Korea beheimatet. Sie wird auch Asiatischer Ginseng oder Koreanischer Ginseng genannt. Wegen ihrer großen medizinischen und pharmazeutischen Bedeutung ist der Wildbestand des Ginsengs drastisch zurückgegangen und nun streng geschützt. Auf dem Markt werden fast ausschließlich Produkte von kultivierten Pflanzen angeboten.

Pharmakognosie des Ginsengs
Je älter der Ginseng ist, desto wertvoller. In Changchun ist ein 600 g gewogener Ginseng gefunden worden, dessen Alter auf mindestens 200 Jahre geschätzt ist – der bisher älteste gefundene Ginseng der Welt. Der Preis, den so eine Wurzel erzielen kann, ist für so ein Stückchen Wurzel kaum vorstellbar. Regelmäßig werden einzelne Pflanzen für sechsstellige Euro-Beträge gehandelt.
Der charakterliche Wurzelstock des Ginsengs wird 芦头 “Lu Tou” genannt. Die Morphologie des Wurzelstocks wird detailliert kategorisiert und zur Beurteilung des Alters und der Qualität herangezogen. Der Blattabwurf im Herbst hinterlässt Narben. Der Fachbegriff für diese Narbe am Wurzelstock ist 芦湾 “Lu Wan”. Das Alter der Ginsengpflanze ist an der Anzahl dieser “Lu Wan” am Wurzelstock wie bei den Jahresringen der Bäume erkennbar. Je länger und vernarbter das “Lu Tou” ist, desto älter ist die Pflanze, desto mehr „Erfahrung“ hat die Pflanze gesammelt. Erfahrung ist in der konfuzianistischen Gesellschaft sehr geschätzt und angesehen.
Der wilde Ginseng heißt 野山参 “Ye Shan Shen” (Wilder Berg-Ginseng), während der kultivierte Ginseng 园参 “Yuan Shen” (Garten-Ginseng) genannt wird. Halbwilder Ginseng wird als 林下参 “Lin Xia Shen” (Wald-Ginseng) bezeichnet. Dabei werden Samen im Wald gesät, wonach der Wald für menschlichen Zutritt gesperrt wird. Die Pflanzen gedeihen unter natürlichen Bedingungen. Normalerweise werden die Wurzeln nach 10 Jahren ausgegraben und zu wesentlich höheren Preisen auf dem Markt angeboten. Nach 15 Jahren können diese Wurzeln offiziell als wilde “Ye Shan Shen” verkauft werden.
Verarbeitung des Ginsengs
Es gibt verschiedene Produkte aus Ginsengwurzeln, von der Rohdroge über vorbehandelte Formen bis hin zu Fertigpräparaten wie feste Extrakte, die lose vorliegen, gekapselt oder zu Tabletten gepresst werden. Wir behandeln hier zunächst nur verschiedene Rohformen, die in den TCM-Teemischungen direkte Anwendung finden oder als Ausgangsstoffe für die Pharma- und Lebensmittelindustrie weiterverarbeitet werden können. Die Rohformen sind durch verschiedene Aufbereitungsverfahren (Paozhi) bedingt.
- Sheng Shai Shen 生晒参
(Roher sonnengetrockneter Ginseng)
Frischer Ginseng wird gewaschen, in dünne Scheibchen geschnitten und getrocknet
Das Temperaturverhalten ist neutral. - Bai Tang Shen 白糖参
(Weißer-Zucker-Ginseng)
Frischer Ginseng wird gewaschen, in kochendem Wasser für 3 bis 7 Minuten gebrüht. Kleine Löcher werden eingestochen und die Wurzel wird in Zuckerlösung für 10 bis 12 Stunden eingelegt. Das Stechen und Einlegen wird ein bis zweimal wiederholt. Zum Schluss wird getrocknet.
„Bai Tang Shen“ zeichnet sich vor allem durch den guten, süßen Geschmack aus. - Hong Shen 红参
(Roter Ginseng)
Frischer Ginseng wird gewaschen, gedämpft, in dünne Scheibchen geschnitten und dann getrocknet.
Durch diese Vorbehandlung ist die Wurzel sehr lange haltbar (ca. 10 Jahre). Der Gehalt an Ginsenoside und andere spezifische Inhaltsstoffe ist höher: G-Rh2, Panaxytriol und Maltol. Das Temperaturverhalten von Hong Shen ist warm und es ist ein starkes Tonikum für Qi primum. Es ist Xue regulierend.
Ginseng in der TCM
Wirkung
Mächtig das Qi primum ergänzend (Da Bu Yuan Qi 大补元气), die Pulse wiederherstellend und bei Kollaps stabilisierend (Fu Mai Gu Tuo 复脉固脱), den orbes linalis et pulmonalis Energie zuführend (Bu Zhong Yi Fei 补中益肺), die Entstehung aktiver Säfte fördernd (Sheng Jin 生津) und sedierend (An Shen 安神).
Indikationen
Bei allgemeiner Körperschwäche und drohendem Kollaps (Ti Xu Yu Tuo 体虚欲脱), kalten Gliedmaßen und pp. evanescentes (Zhi Leng Mai Wei 肢冷脉微), vermindertem Appetit aufgrund von inanitas des orbis lienalis (Pi Xu Shi Shao 脾虚食少), Keuchatmung und Husten aufgrund von inantitas des orbis pulmonalis (Fei Xu Chuan Ke 肺虚喘咳). Durst aufgrund einer Schädigung der aktiven Säfte (Jin Shang Kou Ke 津伤口渴), sitis diffundens aufgrund von calor intimae (Nei Re Xiao Ke 内热消渴), Schwächung und Abmagerung nach langer Krankheit (Jiu Bing Xu Lei 久病虚羸), Angstzuständen mit Herzklopfen und Schlaflosigkeit (Jing Ji Shi Mian 惊悸失眠), Impotenz aufgrund von Yang-Schwäche und Unfruchtbarkeit der Frau (Yang Wei Gong Leng 阳痿宫冷); Herzversagen, kardiogenem Schock.
Ginseng als Diätetisches Mittel
Ginseng ist auch in Westen ein beliebtes diätetisches Mittel, wenn auch meistens als Fertigprodukt. In der asiatischen Küche ist er hingegen in Rohform als Lebensmittel weit verbreitet. Der Ruf als wundersames Allheilmittel für jeden und bei jeder Beschwerde ist wie so oft übertrieben, dennoch bleibt Ginseng auch in heutiger Zeit ein wichtiges Mittel der TCM.
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